Längung Steuerkette OM617

  • Ich bin gerade dran, bei unserem Weißen die Nockenwelle zu tauschen, weil sie - wie mir beim letzten Einstellen des Ventilspiels auffiel - leicht eingelaufen war. Gut, er hat auch ca. 500.000km weg.


    Vor der Demontage habe ich mal die Steuerzeiten überprüft und festgestellt, dass sich die Steuerkette gelängt hat - klar. Abweichung ca. 8° KW.


    Nun gibt es Versetzte Scheibenfedern für 4° NW (=8°KW) und sogar noch für 5°NW.


    Ersteren habe ich jetzt bestellt und ich werde ihn einbauen.


    Nun ist die Frage: Wo liegt die Verschleißgrenze der Kette? Sollte ich innerhalb der nächsten 100.000 mal die Kette wechseln?


    Ob es noch die erste Kette ist, ist unbekannt. Das Auto ist erst seit 1995 in unserem Besitz und hatte damals einen fast frisch überholten Motor, der aber wegen durchgescheuertem Ölkühler gleich wieder gestorben war. Bei uns ist das Auto ca. 200.000 bis 250.000km (KM-Zähler stand lange) gefahren, seither.


    Nebenbei muss ich anmerken, dass die Qualität des ( eher steinzeitlichen ) Motors wirklich unglaublich ist. :thumbup:

  • Abend York,


    habe zwar keinen OM 617 aber dafür nen OM616 im /8. Meiner hatte 5-6° Längung, für mich war das Grund genug, die Kette und die obere Gleitschiene + Spannschiene inkl. Spanner zu tauschen (Spannschiene war leicht schräg zur Flucht der Kette - also gleich raus damit). Lief danach tatsächlich etwas schöner und kräftiger (minimal, lief vorher schon sehr gut).
    Tausch den Kram und gut. Mit dem Versatzkeil änderst du nur den Versatz der Nockenwelle, die ESP bleibt aber (die hat dann in etwa 4° Versatz, weil sie ja in etwa auf halber Strecke von der Kette mitgenommen wird, d.h. 4° zu später Förderbeginn). Für dich als versierter Schrauber ist das ein Klacks und schwierig ist das nicht. Sag bescheid, wenn du das machen willst, ich geb dir noch 2-3 Tipps. Uns ist die Kette beim Durchziehen übergesprungen. Kein Beinbruch aber kostet Zeit und Nerven und ist leicht vermeidbar.


    Mercedes-Toleranzgrenze ist wohl wie beim 240D 5°.


    viele Grüße!
    Jo

  • Hallo York,


    damit du nicht die selben Problemchen kriegst:


    Beim Durchziehen der neuen Kette an der alten hat erst mein Kumpel immer das frische Ende stramm gehalten, damit nichts überspringt. Allerdings ist zumindest beim 4-Zylinder in einigen Stellungen der Nockenwelle dermaßen Spannung auf dem Nockenwellenrad, dass es trotz Straffhalten unkontrolliert springt und schnalzt. Bei meinem Motor - es war dann der zweite Tausch - waren wir schlauer bzw. ich hab diesen Teil komplett alleine gemacht, indem ich immer beim Durchdrehen die Steuerkette mit 2-3 dicken stabilen Kabelbindern stramm ans Nockenwellenrad gezurrt hatte. Das geht gut, weil das NW-Rad ja Löcher hat. Dabei darauf achten, dass die Kabelbinder die Kette sauber radial ans Nockenwellenrad ziehen.
    Natürlich muss man dann immer da wo die Kette im Motorkasten verschwindet nen Kabelbinder durchtrennen (sollten nicht ins Gehäuse fallen) und am besten davor schon auf der andren Seite nen neuen setzen, wo die frische Kette aufgelegt wird, so dass die Kette immer von 2-3 Kabelbindern gehalten wird. Kostet einige Kabelbinder, schont aber Nerven.


    Ich glaube zum Durchziehen hatten wir ein extra Kettenschloss mitbestellt, damit wir das neue nicht beim Zerlegen wieder kaputt machen und das war auch ne gute Idee. Die Kettenglieder sind SEHR stramm ineinander gesteckt. Von Hand oder mit einer Zange ist das nicht empfehlenswert. Sehr gut hat das mit einer starken dicken Parallelschraubzwinge geklappt. Unsere ist von Bessey und hat M8 oder M10 Gewinde. Damit kann man sauber parallel drücken und es verkantet sich nichts. Damit man weit genug drücken kann (die Bolzenenden schauen nachher ja raus), habe ich ein Stück Stahl ca. 10x10x20mm genommen und auf einer Fläche längs mittig mit der Flex eine entsprechend tiefe Kerbe fabriziert, die wird dann als Druckstück auf der entsprechenden Seite angesetzt und "schluckt" dann die überstehenden Bolzen.
    Damit die Glieder sauber und gleichmäßig ineinander laufen und auch nachher das Maß passt (es geht wie gesagt extrem schwer, sehr viel strammer als man denken sollte), sollte man mit dem Messschieber ab und zu messen und die Zwinge bei Bedarf seitlich versetzen, damit man bei Bedarf auf einen Bolzen mehr Druck ausübt (falls die Glieder ungleich ineinander laufen sollten). Wir haben das so auf die mit dem Messschieber mögliche Genauigkeit von <5/100mm hinbekommen, der Abstand einfach so wie die andren Glieder der neuen Kette. Das Zeug sitzt so pervers stramm, da kann man nicht einfach nur zusammendrücken und hoffen, dass nachher alles passt. OK, haben sicher schon viele gemacht, optimal ist das aber nicht, wenn das genietete Glied leicht krumm sitzt oder schmaler wird als die anderen.


    Das Vernieten haben wir mit einem 5kg-Fäustel als Gegenhalter (eine Person drückt damit sehr kräftig auf die Rückseite des zu vernietenden Bolzens, durch die Massenträgkeit hat man nen sauberen Prellschlag) und einen 1kg-Hammer als Schlaghammer gemacht. Das Nietwerkzeug war ein simples Stück gehärteter Rundstahl (HSS-Drehstahl) mit meißelartigem Anschliff, mit dem haben wir pro Bolzen zwei Kerben gemacht, die den Bolzen leicht aufspreizen. Geht sicherlich auch anders, viele Wege führen nach Rom. Für andere Tipps bin ich jederzeit offen, das war sicher nicht die letzte Kette, die wir tauschen werden.


    viele Grüße!
    Jo

  • Habe die Aktion vor einiger Zeit abgeschlossen. Vor allem das Einstellen den Förderbeginns mit einem Piezogeber an der Einspritzleitung hat viel sogar ein paar PS gebracht. Förderbeginn war aber auch 5° KW daneben…
    Rototcaps habe ich ersetzt, dadurch waren die Schwinghebel eh noch draußen, folglich drehte sich auch die Nockenwelle angenehm leicht.
    Danke für die Hilfe!