Stickoxide NOx bei OM60x

  • Tach auch...,


    was mich schon länger mächtig interessiert ist wie viel NOx die OM60x ausstoßen. Habe natürlich Tante Google schon gefragt ich finde aber nichts verwertbares.


    Bin mal wieder angepisst von der Bundes- & EU-Politik wenn ich das hier lese:
    Diesel: Pkw stoßen teils mehr Stickoxide aus als Lkw - SPIEGEL ONLINE

    Gruß von Bastiaan aus dem HOL-Land
    Groeten van Bastiaan uit het HOL-Land

    • Offizieller Beitrag

    Moin


    steht das nicht im Fahrzeugschein?
    Nun, in den Jahren wo unsere gebaut wurden war das kein Thema.
    Außerdem hab ich gelesen das die neueren Fahrzeuge mit DPF viel kleinere ,feinere und schädlichere Partikel ausstoßen als die alten
    Diesel ohne dem neuesten Zeugs...
    Aber sicher interessant mal zu wissen..
    dem Diesel gehen sie anscheinend jetzt richtig am Kragen und machen ihn schlecht :huh:


    Gruß

  • Zitat

    steht das nicht im Fahrzeugschein?


    Da steht nur die Schlüsselnummer, die letztlich nicht allzu viel über den realen Schadstoffausstoß aussagt.
    Sonderlich gut wird der Motor natürlich nicht dastehen.


    Zitat

    dem Diesel gehen sie anscheinend jetzt richtig am Kragen und machen ihn schlecht


    Das war schonmal so. Feinstaubzone. Da gings den alten Dieseln so derart pervers krass an den Kragen, dass es nur wenige bis heute durchgehalten haben ^^ . Kenne da sogar welche, die ohne jede spürbare Folge bis heute weiter fahren. Ich lebe zwar nicht in der Feinstaubzone und fahre auch eher selten in welche aber ein Freund in Tübingen dachte zu keinem Zeitpunkt daran, seinen W124 250D zu verkaufen. Bis heute hat ihn das bis auf ein wenig unnötige Aufregung nix gekostet...


    Manchmal hilft Ignoranz. Gibt genug Leute, die ihre Diesel-Kisten schon BEVOR die Feinstaubzone kam verkauft hatten. Unglaublich. Habe ich nie verstanden. Seit ich 2006 meinen 190D gekauft habe, hat sich die Steuer nicht geändert - also pfeif drauf. In 10 Jahren wurden ca. 3300€ Steuer gezahlt - was solls. Ich fahre ein unkompliziertes und überschaubares Auto mit sehr wenig Stress, das zudem noch sparsam ist. Motorseitig kein teures Teil getauscht, die meiste Schrauberei war der damaligen Pölerei geschuldet. Alles an sonstigen Teilen für den 201er kriegt man hinterhergeschmissen, nach wie vor. Der 190D ist und bleibt eine schön fahrende Spardose, wenn man selbst schraubt und mit der Langsamkeit klarkommt.


    viele Grüße!
    Jo

  • Tach auch...,


    ja Jo ich mache es auch und nicht anders denn, nichts wird so heiß gegessen wir es gekocht wird. Und ja auch ich fahre ca. einmal pro Jahr in die Dummweltzone.


    Ich könnte mir vorstellen das die Om60x beim NOx gar nicht mal so schlecht abschneiden, beim CO2 sieht das anders aus. Feinstaub habe wir nicht wirklich in der Menge (kg) ist es natürlich mehr aber wenn es nur bedingt dorz hingelangen kann wo es schädlich ist... Da sind wir wieder bei der Politik. Und wie die ihre 'Arbeit' machen ist bekannt. Die Auto Industrie wird hofiert.

    Gruß von Bastiaan aus dem HOL-Land
    Groeten van Bastiaan uit het HOL-Land

  • Naja, wenn man Fahrzeugtechnik studiert (wie ich) bekommt man dann in den höheren Semestern auch gelgentlich mal was über die tatsächlichen Zusammenhänge erzählt - die Politik ist davon ja teilweise sehr weit entfernt...


    Grundsätzlich kann man wohl zwischen folgenden "Schadstoffen" im Abgas unterscheiden:


    -CO2
    meineserachtens völlig überbewertet, ungiftig und natürlicher Bestandteil unserer Atemluft, einzig die Sache mit dem Treibhauseffekt, direkter Zusammenhang mit dem Kraftstoffverbrauch: Doppelter Kraftstoffverbrauch, doppelter CO2-Ausstoß. Ein kg Diesel erzeugt mehr CO2 als ein kg Benzin.
    -CO
    Saugefährlich weil man dran erstickt, ohne es zu merken. Bei Autos mit G-Kat kaum ein Thema, mehr ein Problem bei Vergasermotoren und Zwotaktern.


    -NOx - was wiederum aus NO und NO2 besteht
    Der wohl mit Abstand interessanteste Vertreter. Zwar ist der Anteil im Abgas verschwindent gering, aber es ist hochgiftig und erregt allen Tod und Teufel, bis hin zu Erbgutveränderungen. Je höher die Verbrennungsdrücke- und Temperaturen, desto mehr wird davon produziert. Allerdings steigt druch diese Bedingungen auch der Wirkungsgrad des Motors (weniger Verbauch, CO2).
    So kommt es, dass der Benziner (Saugmotor) mehr verbaucht aber so gut wie kein NOx produziert, der Saugdiesel schon einiges an NOx ausstößt (aber eben auch weniger verbaucht) und moderne Turbodiesel richtige NOx-Produzenten sind.


    Besonders interessant: In der bisherigen Regelung redet niemand darüber, dass NO und NO2 keineswegs gleichgefährlich sind. NO2 ist nochmal viel kritischer.
    Alle Diesel-Oxikats neigen aber dazu, aus NO NO2 zu machen, was den Grenzwert nicht beeinflusst, aber die Gesundheitsgefahr erheblich ansteigen lässt.


    Die Harnstoff-Geschichte sowie die Abgasrückführung wirken hauptsächlich dem entgegen.


    -Feinstaub/Ruß


    Ruß ist normalerweise unkritisch, allerdings lagern sich daran krebserregende Kohlenwasserstoffe an.
    Feinstaub ist eher problematisch wegen der Parikelgröße. Je kleiner, desto schlimmer.
    Und auch hier gillt: Je moderner und "besser" der Motor und die Abgasnachbehandlung, desto weniger Partikelmasse wird es, aber desto feiner werden die Partikel...

    -Schwefeloxiode


    Schlicht eine Frage des verwendeten Kraftstoffs. Während hier in D "schwefelfreie" Kraftstoffe (entsprechend teuer) verkauft werden müssen (max 0,005% Schwefel) fahren Schiffe mit Schweröl mit locker 5% Schwefel....aber die fahren ja in einer anderen Umwelt...


    -unverbrannte Kohlenwasserstoffe


    Krebserregend. Mit gutem Motormanagement aber sehr geringe Mengen im Abgas.




    Viele der Größen verhalten sich ganz klar gegensätzlich. Mit Abgasnachbehandlung kann man viel tun, aber bei einem PKW, der in vielen Fällen kaum auf Betriebstemperatur kommt, ist das auch nur Augenauswischerei.


    Das mal schnell aus dem Hut zusammengeschrieben...bin grad zu faul, meinen Hefer rauszusuchen.

  • Zitat

    Ich könnte mir vorstellen das die Om60x beim NOx gar nicht mal so schlecht abschneiden, beim CO2 sieht das anders aus.


    Möglich. Aber der CO2-Ausstoß hält sich sogar noch in Grenzen. Einen OM60x-befeuerten W201 durch einen modernen Wagen zu ersetzen ist sicher erst dann sinnvoll, wenn man relativ viel fährt. Das Verhältnis Leistungsabgabe / Verbrauch darf man natürlich nicht anschauen, sondern nur den absoluten Verbrauch pro km. Sonst ist der OM60x einfach nur leistungsarm und schadstoffstark.


    Danke York, für diese schöne Zusammenfassung!
    Allerdings gilt CO2 gar nicht als "Schadstoff", eben weil ungiftig und Hauptprodukt bei der Verbrennung (hast du ja indirekt erläutert). Aber: Wie viele Deutsche das wohl wissen? ;(


    Insgesamt wird das ganze Thema eben sehr sehr heuchlerisch behandelt. Der korrekte Weg - egal in welchem Bereich - wäre es, überhaupt weniger zu verbrauchen, Verkehrswege kurz zu halten, dezentrale Strukturen zu schaffen (oder zumindest zu erhalten), billiger und gut funktionierender öffentlicher Nahverkehr, usw.
    Insofern ist Vieles reine Symptombekämpfung in einem Wirtschaftssystem, das davon lebt, immer neuen eigentlich unnötigen Bedarf zu erzeugen, damit Wachstum durch Konsum (welcher Art auch immer) aufrecht erhalten wird. Lösungen für Probleme, die gar nicht nötig wären.
    Weil der Diesel mittlerweile zu billig fährt, muss man ihn hald irgendwie anders schlechtreden oder teurer machen, durch komplexe Technik, hohe Steuer, teure Anschaffung, usw., sicher spielt die Luftreinhaltung eine wichtige Rolle und sie ist auch wichtig. Aber wie man da rangeht, ist von außen betrachtet echt ein Witz.


    Weniger CO2-Ausstoß (= weniger Verbrauch und somit auch Rohstoffverbrauch) ginge am einfachsten, wenn weniger durch Wachstumszwang fehlverdaute Scheiße rumgerührt werden würde, mit dezentralen Strukturen, usw. Dass man das nicht will, sondern sämtliche fossilen Brennstoffe so lange verwenden wird, wie sie sich wirtschaftlich lohnen, ist doch offensichtlich.
    Das Problem ist nicht der CO2-Ausstoß an sich - man wird die Rohstoffe wahrscheinlich sowieso restlos plündern und ob das noch 20 oder 200 Jahre dauert, ist dem Erdball fast egal. Aber: In welcher Zeit man die fossilen Brennstoffe niedermacht, welche globalen Verwerfungen, wie viele Kriege daraus entstehen, das halte ich für absolut relevant. Zeit ist DER Faktor schlechthin wenn es um Problemlösungen geht. Wem das egal ist, der soll dann später seinen Kindern erklären, dass sie in 20-50 Jahren mal ganz akute Konflikte lösen dürfen, die heute verursacht wurden und leider im allgemeinen Trubel untergingen, weil doch heute schon die Zeit so knapp war und man das nur aufhalten konnte, indem man mehr Symptome mit noch ausgefeilteren Lösungen bekämpfte. Die heutigen Kinder dürfen dann gemeinsam mit den heutigen Einwanderern auf die Straße gehen und für ihre Rechte einstehen. Mit nicht benötigten Einwanderern, die dann noch immer mit sich selbst beschäftigt sein werden, um nicht unterzugehen.
    Merke: Kapitalismus erzeugt Menschenabfall. Hier und anderswo noch mehr. Jetzt kommt so langsam der Abfall da hin zurück wo er erzeugt wurde. Das klingt hart und ist nicht abwertend gemeint, sondern mahnend! Aber das ist egal, wir brauchen Wachstum und können dann auf den Abfall zeigen und schreien: das Pack taugt nix weil wir brauchen nur noch Studierte weil wir haben Industrie 4.0 und die eigentliche Arbeit dürfen die übernehmen, die hier nur Abfall wären. Also sollen die draußen bleiben. Und weil wir auch saubre Luft haben wollen, damit unsre dekadenten Nobelkörper länger funktionieren, dürfen andre die Produkte herstellen, die unsre Studierten entwickeln, um unsre Luft sauber zu halten. Herstellen natürlich draußen, anderswo, da, wo es noch dreckig sein darf. Da wo die Leute noch kein Abfall sind, sondern noch gebraucht werden. Als Wirtschaftsgüter, als Kapital. Bis sie dann selbst irgendwann überflüssig werden.


    Und wir sollen uns über Schadstoffe im Stuttgarter Talkessel aufregen... So real das Problem ist, ist es doch eigentlich lachhaft.


    viele Grüße!
    Jo