Zitat
Was mich immer wieder fasziniert diese Andersartigkeit von Wertigkeiten
Relation: Zeit und Geld.
Überleg dir mal wer in Deutschland abgewrackte Autoreifen anstreichen würde.
Alleine der Aufwand an Zeit.
In DE würde da jetzt ein perfekter Pole stehen: Wert 2000 Euro,
da drüben steht ein "Araber" zwei Tage und pinselt alte Autoreifen rot und weiß,
bekommt 2 Euro und ist's zufrieden...
Funktioniert auch irgendwie, ist nicht perfekt hat aber Flair.
Nur mal so als Gedanke.
Claus
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Morgen zusammen!
Das Absurde daran ist, dass dort Arbeit nicht etwa weniger Wert wäre oder die Menschen dort sich nicht "zu schade für so eine Arbeit" wären. So ist das eigentlich nur aus unserer Sicht. Unsere auf reine Produktion und Effizienz ausgelegte Wirtschaft (und damit unser Alltag, manche nennen es auch "das Leben") geht so weit, dass der Mensch als relativ unproduktives Ding weniger Wert hat als eine Maschine. Der heutige Mensch muss daher seinen "sozialen Wert" verkaufen, d.h. wie gut kann ich als Versicherungsvertreter seriös wirken, wie gut als Lehrer funktionieren, wie gut als zweibeiniger Bildungsträger, wie gut als Manager, usw. Richtig direkt produktiv gearbeitet wird hauptsächlich noch im Handwerk, der Rest geht eher in Richtung abstrakter Arbeit in der Theorie, die allerdings 100mal produktiver ist als jedes Handwerk. Die Gesamtentwicklung kann man wunderbar daran ablesen, dass sich das Leben immer mehr auf Konsum verlagert, weil die Produktion eben überwiegend Konsumgüter abwirft. Dass wir damit allerdings die Arbeit selbst zunichte machen und damit für uns selbst nur noch ein abstrakter aber durchaus konkret messbarer Wert übrig bleibt, merkt keiner (Schulnoten, Zeugnisse, Uniabschlüsse, Praktika, Lebensläufe, Know-How, Schlüsselqualifikationen, Kompetenzen und wie der ganze Dreck sich nennt). Der so messbare Wert wiederum bestimmt (scheinbar) unseren gesellschaftlichen Wert, dadurch steht mancher hier in Deutschland blöder da als man sich vorstellen kann. So war das nicht geplant.
Alles verlagert sich eben anders, heute steht blöd da, wer nicht "funktionieren" kann, wer wenig "Bildung" hat, wer nicht qualifiziert ist. Es sind wenige, die es trotzdem "rocken" und genau darauf kommts ja heute an: dass man das Leben rockt.
In Marokko läuft auch nicht alles perfekt, im Gegenteil. Man merkt, wie die Leite versuchen, europäisch zu sein (wir sind ihr großes Ideal, sie kennen es aus der Werbung) und es nicht wirklich schaffen. Das Land wird irgendwann ebenfalls im Konsum ersticken. Es wird nur länger dauern, die Leute sind glücklicherweise fauler und nicht so weit rational durchzogen wie Europäer. Was mich aber immer wieder wundert ist, dass hier kaum jemand kreativ genug ist, nein auch nicht so weit geht, es mal zu VERSUCHEN zu überdenken, die Vorzüge beider Länder zu vereinen. Das geht nur begrenzt, ist klar. Aber es geht.
Was wir brauchen, ist nicht eine besser funktionierende Wirtschaft und auch nicht mehr Wachstum, sondern genau das Gegenteil von Wachstum und zwar in Form von weniger Abhängigkeit von Wirtschaft. Die Wirtschaft und ihre gesamte Theorie sollte mal dem Menschen dienen, heute dient der Mensch der Wirtschaft. Und in Marokko wird das wohl irgendwann ähnlich. Schade.
Marokko ist echt schön, ich kann es nur jedem empfehlen und zwar am Besten auf eigene Faus, ob mit Auto, Rad oder zu Fuß, ist egal. Auch raus in die Pampa, nicht so sehr die Städte, dort ist es wirklich noch herrlich!
Gruß Jo