Gestern war es dann so weit. Nach 17 Jahren und weit über 350tkm waren die Streben der Hinterachse fällig. Wobei, der TÜV-Ingenieur hatte mich nur mündlich darauf hingewiesen, dass sie mal gemacht werden sollten.
Gleichzeitig wurden die Motorlager getauscht. Wenn man das Auto einmal auf der Bühne hat, sollte man die Gelegenheit nutzen.
Ich möchte jetzt hier keine ausführliche Ausbau-/ Einbauanleitung schreiben, eigentlich erklärt sich alles von selber. Wo früher Sechskant-Schrauben saßen, sitzen nun Innentorx. Dafür möchte ich auf ein paar Problemchen hinweisen, die man zwar bedenkt, aber meist verdrängt, weil es ist ja ein Mercedes.
Bei mir traten folgende Missstände auf, die extrem viel Zeit und Gehirnschmalz verlangten:
- Stabilisatorhalter links hatte ein verrostetes Gewinde, hier drehte sich irgendwann nur noch die Mutter, vorwärts ging es gar nicht mehr, also Bügelsäge raus und abgesägt (nicht zu weit weglegen, wird später noch gebraucht!).
- Spurstangenköpfe sitzen dermassen fest, ohne Auspresser sollte man sich dem Wagnis nicht stellen (Dank an Andreas, jetzt weiss ich um die Erfindung eines Auspressers und dessen Funktion).
- Spurstangen im allgemeinen sind der Freund eines jeden Reifendienstes. Die Exenterschrauben sind so festgegammelt und der Inbusexenter von diversen Versuchen so rundgenudelt, dass sich alles drehen lässt, es aber nach ein paar Millimetern nicht mehr weitergeht. Mein Reifenhändler hatte damals eine reifenschonende Einstellung gefunden, die der Wagen (vermutlich auf Grund fortgeschrittener Oxidation) bis gestern abend noch hatte. Auch hier kam zumindest auf der rechten Seite irgendwann die Bügelsäge zum Einsatz und danach stellt man fest, dass eine Schraube mit 10 mm Durchmesser einem wie der Grand Canyon vorkommen kann. Zumindest von den epischen Ausmaßen der Sägeschnitte. Man sollte zudem aufpassen, dass man nicht noch ein paar Kürzungen am Rahmenboden vornimmt, also lieber mal nachschauen während des Sägens.
- Topflager sitzen nach 17 Jahren immer noch schön fest im Rahmen, hier hilft eine lange Schraube und ein noch längeres, gebohrtes Stahlprofil als Hebel (zumindest für die hinteren Lager)
- Vordere Topflager lassen sich meist in zwei Zuständen ausbauen: Ganz oder nur bröckchenweise. Auch hier tat ein Ausdrücker gute Dienste.
- Die Langhülsen, die an drei Streben vom Radträger eingeschoben sind, kann man getrost entsorgen, hier hat DC mitgedacht und kurze Hülsen beigelegt, die in die Bohrungen an der Radnabe eingeschoben werden. Widmet man sich den oberen Streben, so sollte man mit der/den vorderen, schräg sitzenden Streben anfangen. So kann man sich die Demontage des Luftleitblechs der Bremse ersparen.
- Für die Überholung des unteren Querlenkers (hier sitzt ein Lager im Querlenker, eines im Radträger) sollte man einplanen, die hintere Bremse komplett zu zerlegen, ansonsten kann man nur das innen liegende Lager wechseln. Wir haben es mangels Werkzeug und Zeit so belassen, wie es war.
Die Motorlager zu wechseln war dagegen ein Kinderspiel. Rein, rauf, raus, rein, runter, raus.
Man sollte eine gut sortierte Werkstatt sein Eigen nennen, oder darauf Zugriff haben. Angefangen von 10 mm bis hin zu 24 mm Schlüsselweiten, Innentorxnuss und Torxschlüssel werden ebenfalls benötigt.
Das Fazit: Es ist nicht von jetzt auf gleich gemacht. Man solllte den Rahmen komplett ausbauen, es erleichtert viele Dinge. Zeitmäßig schlug es gestern alles in allem mit Kontrollfahrt mit 9 Stunden zu Buche. Wovon alleine fast 2 Stunden auf die festgegammelten Schrauben verwendet wurden. Ich habe wieder Muskelgruppen kennengelernt, von deren Existenz ich bis gestern nacht keine Ahnung hatte. Aber sobald möchte ich es nicht wieder machen müssen. Es lohnt sich, ich habe heute morgen im Auto gesessen und gedacht: Fährt sich fast wie ein Neuwagen. Straff, die Vibrationen vom Motor sind weg, genial.
Und ja, es ist immer schön, wenn der Schmerz des Muskelkaters wieder nachlässt.