Analog zur 30 Fragen Checkliste, die man am Telefon schon klären kann..... von Faxe wollte ich hier mal sammeln und niederscheiben, worauf man bei der Besichtigung eines Autos allgemein - besonders aber beim 190er achten sollte.
Am besten die Liste ausdrucken und zur Besichtigung mitnehmen, spart hinterher eventuell viel Ärger.
Das das alles nur gut gemeinte Hinweise sein können, und nie wirklich alles erfasst werden kann, ist wohl klar. Aber bestimmte Sachen häufen sich derart, dass man dort immer nachsehen sollte.
Grundsätzlich sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man einen deutlich über 20 Jahre altes Auto kauft, das schon viel erlebt hat, und das längst über das vom Hersteller geplante Verfallsdatum ist.
Zwar ist der 190er grundsolide (deswegen gibt es überhaupt noch so viele), aber irgendwas ist immer!
So sollte man nie sein gesamtes Budget für die Anschaffung und eventuelle geplante Schönheitsoperationen (Felgen, Tieferlegung oder "nur" eine Teillackierung zur Kratzerbeseitung oder so) ausgeben, sondern möglichst 1000 bis 2000 Euro, wenigstens aber 500 Euro (auch abhängig von der (Un)Abhängigkeit von einer Werkstatt) zurückhalten, um in der ersten Zeit auftretende Mängel beseitigen zu können.
Und es sind wirlich immer welche! Auch wenn er noch so wenig Kilometer weg hat und/oder top gepflegt ist.
Das lässt sich hier im Forum in vielen Beiträgen nachlesen. Das muss man einfach wissen, und gelassen sehen. Wenn er durchrepariert ist, hat man ein genial solides Auto, dass man bei guter Pflege noch seinen Enkeln vererben kann, für verhältnismäßig sehr wenig Geld.
Also los:
1. Motorraum:
-Ölmesstab ziehen - genug Öl? Sauber? Kein weißer Schleim (Kondensat) am Öldeckel und am Stab? Letzter Wechel wann?
-Kühlmittelbehälter öffnen. Flüssigkeit sollte klar (aber farbig) sein, keinerlei Schwebtoffe oder gar Schleim am Boden des Behälters enthalten, bei letzterem ist von einer defekten Kopfdichtung fast auszugehen.
-Bremsflüssigkeit: Ein Blick kann nicht schaden, Behälter auch mal aufschrauben. Neu ist sie i.d.R. goldgelb (wie neues Motorenöl auch), wenn sie recht schwarz ist, ist sie wohl schon älter...
-Servoöl: Ist immer schwarz wie die Nacht, weil es keine Wechselvorschrift gibt. Aber es sollte wenigstens genug drin sein...
-evtl. Klimaanlage: Nach Schildern suchen! Ist sie noch mit dem alten Kühlmittel R12? Oder schon das neue R134a?
Das alte Kühlmittel ist nicht mehr erhältlich, daher ist eine Umrüstung auf das neue irgendwann fällig, spätestens dann, wenn irgnedwas an der Anlage kaputt ist oder der Druck zu weit gesunken ist.
Die Umrüstung ist recht aufwändig, da hierfür alle Dichtringe und noch einiges anderes getauscht werden müssen.
Zitat- alles dicht? Ölverlust mit Tropfenbildung ,Kühlmittelspuren? Kraftstoffgeruch?beim Diesel die Leckleitungen,Druckventile an der ESP, Benziner Druckregler dicht?
-Ein paar mal hintereinander kräftig auf den Schlossträger (damit man die
Lackflächen nicht zerkratzt) bzw. auf die Ladekante hinten drücken, um
zu merken, ob er sich aufschaukeln lässt. Wenn ja, dann Stoßdämpfer
schrott.
-Neben der Batterie rechts und neben dem Sicherungskasten links (in den Kästen) sind Wasserabläufe, wo sich gern Laub und Dreck sammelt. Wenn dort schon Erde ist, sagt das einiges über die Pflege des Fahrzeuges aus...
-Schrauben der Kotflügel vorn ansehen. Original sind die Schrauben überlackiert. Sieht man hier Lackabplatzer an den Schraubnköpfen, wurden die Schrauben mal gelöst, z.B. zum Tausch des Kotis nach einem Unfall oder (sehr selten) zur Rostvorsorge...
Achso: Eine Besichtigung sollte immer bei kaltem Motor erfolgen, erstens
damit man sich die Flossen nicht verbrennt und zweitens, weil Verkäufer
gern mal den Wagen "schon immer warmfahren" oder "zufällig gerade
nochmal wohin mussten", um über evlt. Kaltstart- oder Kaltlaufprobleme
hinwegzutäuschen...
2. Innenraum
-Schrauben der Türscharniere vorn und hinten ansehen. Original sind die Schrauben
überlackiert. Sieht man hier Lackabplatzer an den Schraubenköpfen, wurden
die Schrauben mal gelöst, z.B. zum Tausch der Tür nach einem Unfall
-Beim 190er sind besonders gern die Wangen der Sitzlehnen durchgescheuert. Sitzbezüge also unbedingt mal hochheben und drunterguggen, falls welche drauf sind.
-Beim 190er VorMopf (also die "alten" bis Bj 10/88, ohne die großen Plasteverkleidungen an den Türen) brechen auch gern die Sitzfedern im Sitzkissen, mal Probesitzen und/oder kräftig mit der Handfläche auf die Fläche drücken. Hört man was "knallen", ist mindestens eine Feder druch, das merkt man dann auch an einer schiefen Sitzposition.
-Vordere Fußmatten mal anheben, (hinten am Sitz ist nur ein Druckknopf, dann kann man sie leicht anheben) und hier nach Wasser und Rost sehen.
-Schaltbrettchen (Holz) sind sehr oft gerissen (der Klarlack)
-An den Türpappen löst sich meist oben an der Scheibe das Kunstleder, auch bilden die Armlehnen zusätzliche "Luftpolster" - schwer instandzusetzen, auch wenn es nach einem einfachen Problem klingt!
-Bordmappe incl. Serviceheft im Handschuhfach? Wenn ja: Mal Serviceheft durchblättern, da kann man die km-Stände mal nachvollziehen, so es ausgefüllt wurde. Checkheftgepflegt ist bei diesen "alten" Autos wie dem 190er aber eher unwichtig im Verhältnis zum Allgemeinzustand.
Wenn es nicht da ist oder Betriebsanleitung oder Werkstättenverzeichnis fehlen: Mal fragen, vllt. wurde es mit in die Wohnung genommen oder so.
Außerdem kann man sich mal nach Sonderausstattungen umsehen, nicht alle sind wirklich wertsteigernd, es ist aber immer schön zu wissen, dass es nicht selbstverständlich ist. Sonderausstattung ist unter anderem:
- -ABS (bei älteren Baujahren eher selten, bei jüngeren fast immer drin)
- -Sperrdifferential (erkennbar an der Zusätzlichen Kontrollleuchte mitten auf dem Tachoziffernblatt, sehr selten!)
- -Tempomat (sehr selten)
- -Außentemperaturanzeige unter´m Tacho: Selten und gesucht.
- -Fahrerairbag, besonders bei älteren Baujahren sehr selten, bei jüngeren häufiger
- -Lederlenkrad und -Schaltknauf
- -5-Gang-Getriebe (bei 2,3er Serie)
- -Zentralverriegelung (gibt nur sehr wenige ohne)
- -Schiebedach, bei ältern Autos mit Handbedienung, später auch elektrisch (die meisten). Auf Funktion konrollieren, es sollte nicht knacken oder so und gleichmäßig vor- zurück sowie hoch und runterfahren und dabei in Endlage immer sauber mit der Dachhaut abschließen (von oben guggen)
- -elektrische Fensterheber (vorn wie hinten), eher selten anzutreffen, hinten sehr selten
- -Sitzheizung, auch eher selten
- -Mittelarmlehne vorn, klappbar, werden öfters gesucht.
- -Hintere Kopfstützen (auch recht Selten)
- -Hintere Innenraumleuchte nahe der Heckscheibe (auch eher selten)
- -Hintere Einzelsitze mit Mittelarmlehne hinten(Achtung, dann ist´s nur ein Viersitzer!) auch ziemlich selten.
- -Radio (vllt. noch ein originales drin, sonst mal fragen, ob das originale noch da ist, werden auch langsam interessant)
- -Hintere Lautsprecher in der Hutablage. Wenn´s originale sind, gibt es dazu einen Überblendregler im Schaltbrettchen.
- -Antenne hinten in der linken Seitenwand, evlt. elektrisch (recht selten).
- -Klimaanlage
Von allem was da ist, sollte man natürlich die Funktion überprüfen!
3. Kofferraum
-Mal nach dem Reserverad sehen (auch mal, ob noch halbwegs Druck drin ist, ein plattes Reserverad zeugt ebenfalls nicht von besonderer Pflege).
-Bordwerkzeug vorhanden? Wenn nein: Mal fragen, mache Leute deponieren es aus irgendwelchen Gründen in der Garage, im Keller oder sonstwo. Natürlich mitgeben lassen, bei Kauf! (Gut erkennbar daran, dass überall "Mercedes-Benz" oder der Stern drauf steht.
-Reserverad mal rausnehmen, darunter nach Feuchtigkeit, Feuchtigkeitsspuren und Rost suchen. Rostbeulchen im Bereich der Abschleppöse bedeuten eine Druchrostung....
4. Außenrum
-Kratzer, Beulen, Lackzustand...naja, sieht man ja.
-Wenigstens die wichtigsten Roststellen mal absuchen, allem Voran die Wagenheberaufnahmen:
Der Rost - Wo ist er am 190er zu finden?
-Seriennummern und Hersteller der Scheiben vergleichen: sind original alle die gleichen. Sonst könnte er mal einen Unfall gehabt haben.
-Windschutzscheibe und auch die Heckscheibe auf kleiste Risse
kontrollieren, auch Bereiche in denen die Scheibe(n) milchig angelaufen
sind an den Rändern. Ein Scheibentausch geht schnell ins Geld
5. Außderm mal drunterkriechen:
-Auspuff: Interessant (weil
rostanfällig) sind meist vor allem die Ein- und Ausgänge der
Schalldämpfer und die Schalldämpferunterkanten.
-Achsgummis: Was man sieht, sollte nicht rissig sein. Ist aber ohne Bühne schwer zu kontrollieren.
-Stoßdämpfer: Sie sollten äußerlich trocken-staubig sein, wie der Rest des Unterbodens auch. Sind sie ölig, sind sie Schrott.
-Federn:
Ohne Bühne schwer zu sehen, aber ein Blick nach Federbrüchen kann nicht
schaden. Auch mal guggen, ob das Auto gerade steht (links und rechts
gleich hoch)
-Reifen: Sind nur die Innenkanten stärker abgefahren, als der Rest, stimmt meist was mit der Achse nicht. Sind Innen- und Außenkanten übermäßig verschlissen wurde viel mit zu wenig Luftdruck gefahren.
Weiter in Beitrag Nr. 3!