Man braucht es eigentlich nicht lange zu diskutieren. Hier geht es auch nicht um Forenregeln, oder welche wir jetzt aufstellen sollten und welche nicht.
Gute Umgangsformen - der Umgang mit anderen, möchte man meinen - sie reichen aber weiter - haben ihren guten Grund und einen sehr wichtigen Zweck, eine kulturelle Funktion - sonst hätten sie sich nie entwickelt. Eine Horde Paviane auf ihrem Hügel benötigt keine.
Manieren sind das Ergebnis einer Reflexion der eigenen (!) Lebensführung. Wie bin ich zu mir selbst? Damit fängt es an.
Der ich-bezogene Privatismus unserer Tage (nicht zu verwechseln mit dem Individualismus) fordert seinen Tribut. Nicht nur, dass es schwer genug ist, zu guten Umgangsformen zu kommen (wer keine hat, merkt es nicht einmal) - es ist viel schwerer, Kinder dahin zu erziehen.
Noch schwieriger bis fast unmöglich ist es, sie von anderen einzufordern - zumal im Netz. Daher werden sie auch nicht mehr konsequent eingefordert.
Das fängt schon mit seiner Kleidung an, deren Anblick man anderen zumutet, die Art, wie man spricht, isst, sich verhält, bis hin zur Lebensführung. Lest mal ein "Benimm"-Buch aus den Fünfzigern.... und kommt mir jetzt bitte keiner mit "aarrrgh, diese Zeiten sind Gottseidank rum!" - Ich wünsche mir sehnlich, wir hätten uns das Gute vergangener Zeiten bewahrt und nicht einfach im Zuge der grassierenden Gedankenlosigkeit über den Haufen geworfen.
Wehret den Anfängen! - ist leider schon vorbei.
Natürlich muss man sich jeden Tag ein bisschen Mühe geben. Es nagt auch an mir... und erwische mich selbst immer wieder, dass ich danebenliege und mich an der Zerstörung von Kultur beteilige... zu oft ganz unbemerkt. Manieren sind - nebenbei bemerkt - eine steter Prozess - kein Zustand. Man erinnere sich jeden Tag daran...
Dieses Buch ist aus den 1950ern. Hat mein Onkel zum Abschluss seiner Lehre 1957 von seinem Betrieb (Stahlwerk) bekommen. Ich habe es als Teenie verschlungen, erst ziemlich amüsiert, doch umso länger ich drin las, desto mehr hat es mich fasziniert. Schon die Art, wie es geschrieben ist. Darin geht es nur auf wenigen Seiten darum, wie man eine Gabel hält. Es geht immer wieder um Charakterbildung, Arbeit an sich selbst, Körperpflege, Gefühle, Ehe, wann ist was angebracht, wann nicht - und es geht immer darum, wie sicher, wie angenehm und letztlich schön das Zusammenleben mit anderen Menschen ist, sein kann, sein sollte. Auch 2025.
Beispiel, in einem Restaurant: "Finger heben und 'Zahlen!' in Richtung des Kellners rufen, am besten quer über drei Tische? Auch der Ober hat das Recht, mit 'Herr Ober!' angesprochen zu werden. Das gebührt schon der Respekt vor seiner Arbeit, seinem Beruf. Wie würden Sie sich als Gast fühlen, riefe der Kellner aus zehn Metern Entfernung 'Was möchten Sie essen?' herüber?
Ist das dreißig Jahre nach Einführung des Internets erledigt? Ich hoffe nicht.
Schönes Wochenende Euch!
(Und bitte verzeiht das "Off Topic" - obwohl: "Etwas ist abgebrochen" passt eigentlich lustigerweise....)