So langsam scheint auch hier im Forum das Interesse am Bremer Transporter zu wachsen. Zumindest dahingehend, dass man sich über eine Begegnung freut. Das will ich zum Anlass nehmen, unseren Weißen mal vorzustellen. Ich habe ja schon an der ein oder anderen Stelle mal was "gugen lassen", aber hier wollte ich das nun mal Bündeln.
Also los.
Es ist ein 209D (W601), war ursprünglich wohl mal ein Bus und hat den mir sehr sympathischen OM617 mit 88PS, Baujahr 10/85 (daher die Mission...).
Auch er zählt in die Gruppe der Autos, die (aus meiner Sicht) schon immer da waren und in und mit denen ich viel erlebt habe. Das verbindet.
Mein Vater hat ihn 1996 oder 95 gekauft, als Schrottauto, wie er es damals grundsätzlich zu tun pflegte.
Er war bereits damals ringsum durchgerostet, war überrollt in allen nur erdenklichen Farben, verbeult und verdreckt. Das Amaturenbrett von 1000enden Löchern durchschossen und das Lenkrad während der Fahrt seiner Polsterung beraubt. Zudem hatte er einen Motorschaden. Der Ölkühler wurde bei vorhergehenen Arbeiten nicht richtig fixiert, scheuerte sich am Schlossträger durch und so verlor er das gesamte Öl. Der Faher fuhr allerdings weiter bis nichts mehr ging... Ist wohl auch die einzige Methode, einen OM617 kaputt zu bekommen...
Knapp 360.000km hatte er damals weg.
Für ihn sprach, dass er die größte Motorisierung hatte, damals noch fast das akutelle Modell war und das die Autos bereits damals als sehr solide galten. Dank der Schäden war er bezahlbar und wurde gekauft.
In der Zeit bis Sommer ´97 wurde er selber geklempnert und auch neu lackiert.
Der Motorschaden begrenzte sich glücklicherweise auf die Kurbelwellenlager und konnte so mittels einer Kurbelwelle aus einem Motor, der aus einem einige Jahre zuvor verschrotteten Taxi von einem Bekannten stammte, behoben werden. Der Motor selbst muss aber deutlich älter gewesen sein, die Welle passte aber.
Die Karosseriearbeiten wurden aber natürlich "zeitwertentsprechend" und nicht für 20 Jahre gemacht.
Bereits damals hatte er keine Sitzbänke mehr, dafür aber Radhäuser die total verbeult und sogar "gelocht" waren, von den weniger fähigen Staplerfahrern.
All das wurde in Ordnung gebracht und der Bremer fortan für alles erdenkliche genutzt, seit 2002 (oder 2003 ) hat ihn auch meine Schwester für sich entdeckt und ist mit ihm seither (bis auf einen Nachwuchs- und Schwangerschaftsbedingten Aussetzer) in jedem Sommerurlaub der zentrale Punkt.
Sowohl Italien, Spanien Mittelmeerküste sowie Frankreich Atlantikküste (südlich von Bordeaux) hat er auf diese Art zum Teil mehrmals als Zelt auf Rädern erklommen. Seit 2009 bin ich in das Projekt mit eingestiegen, das eine Jahr, wo meine Schwester nich konnte bin ich eben mit ein paar Klassenkameraden allein gefahren. Allerdings nur Ostsee.
So haben sich eine Menge positiver Erinnerungen zu dem Fahrzeug angesammelt, sodass es mir nicht mehr möglich ist, loszulassen.
Leider geht aber auch die Zeit nicht ganz spurlos am Weißen vorbei.
Wie bei allen Bremern ist der Rost Feind Nummer eins und will ständig bekämpft werden. In dieses Projekt bin ich schon vor vielen Jahren mit eingestiegen und habe es mitterlweile vollständig übernommen, da nur ich die Zeit, Lust und mittlerweile die Erfahrung habe, um meinem Qualitätsanspruch gerecht zu werden.
Ich habe allmählig die Schnautze voll davon, alle drei Jahre ein neues Blech drüberzubraten, überall.
So habe ich 2011 die gesamte rechte Seite mit 15cm hoch neuen Schwellern und Radlauf (Innen- und Außenbleche) versehen, von der Vordertür bis hinter zum Heckblech. Die Aktion hat sich echt gelohnt, seither gibt es keinen nennenswerten Rost mehr in dem Bereich, was mir Hoffnung macht.
Diesen oder nächsten Sommer ist die linke Seite mit selbiger Aktion dran, zudem sind die Scheibenrahmen ringsum zu entrosten und z.T. leider auch schon zu klempnern.
Motorhaube und Koti VR werde ich ersetzen, die Schiebetür und die rechte Hecktür auch, wenn ich hoffentlich irgendwann brauchbaren Ersatz bekomme, der wenigstens nur unten durchgerostet ist. Auch das Amaturenbrett steht noch auf der Liste.
Originale Rücksitzbanke besitze ich unterdessen, Seitenverkleidungen werde ich aus Kaback o.Ä. und schwarzem Kunstleder bei Gelegenheit selbst bauen.
"Leider" muss ich bei allem, was ich mache, die "Multifunktionalität" des Autos berücksichtigen, da er ja auch Urlaubsauto ist und zudem hauptberuflich (leider) Bauauto.
Heute habe ich nun mal ein paar Kleinigkeiten erledigt. Komplex Bremse hinten war an der Reihe. Neue Backen, RBZ, Leitungen an der Hinterachse neu gebaut, sämtliche Mechanik und Gewinde der Hanbremse zerlegt und gereinigt und neu geschmiert. LAD und Bremsschlauch habe ich schon vor ein paar Jahren gängig gemacht/ersetzt.
So wird er hoffentlich noch viele Jahre auf seinen 215er Ballons durch Europa rollen!
Sodenn.
Anbei ein paar Eindrücke der Klempneraktion 2011. War mein erstes größeres Karosserieklempnerprojekt.