Hinterachse überholen

  • Hallo liebe Schraubergemeinde,


    Ich überhole aktuell meine Hinterachse und möchte euch auf dieser Reise etwas mitnehmen.


    Dies soll natürlich keine Anleitung sein, allerdings eine sehr detaillierte Beschreibung der Arbeiten.

    Wie immer gilt: Solltet ihr etwas nachmachen, achtet auf eure Schutzausrüstung und lasst die Finger von Dingen von der ihr keine Ahnung habt und sicherheitsrelevant sind ;)


    Und los geht es.


    Im Vorfeld solcher "Großprojekte" ist natürlich Vorbereitung besonders wichtig um während der Arbeit in keinen Verzug zu geraten. Schnell mal eben etwas besorgen ist nicht immer möglich oder dann eben entsprechend teuer. Ein paar Monate vorher alles zusammen suchen ist da einfacher und spart bares Geld.


    Was brauche ich denn alles?


    Tja das hängt davon ab in welchem Ausmaße man solch eine Überholung betreiben möchte und was vielleicht in der Vergangenheit schon einmal ersetzt wurde.

    Bei mir war ich mir nicht ganz sicher und es sah auch alles recht alt aus also einmal alles neu bitte.


    Also erstellte ich eine Liste:


    - 1x Strebensatz für die Hinterachse

    - 2x Federn

    - 2x Anschlaggummis Federn

    - 2x Stoßdämpfer

    - 1x Kraftstofffilter

    - Differenzialöl

    - Alle Auspuffgummis (Kat, Mittelschalldämpfer, Endschalldämpfer)

    - Hardyscheibe vorne

    - Hardyscheibe hinten

    - Mittellager

    - 2x Ankerbleche

    - 2x Bremsscheiben

    - 1x Bremsbelagsatz

    - 2x Bremsschläuche hinten

    - 1x Bremsbackensatz Handbremse

    - 2x Handbremsseile

    - 2x Radlager

    - 4x Antriebswellenmanschetten

    - 2x Koppelstangen

    - 2x Stabilagerung

    - 2x Traggelenke (Quietschebuchsen)

    - 2x Lager Federlenker

    - 2x Hinterachslager vorne

    - 2x Hinterachslager hinten

    - Bremsflüssigkeit


    Gefühlt 10Kg Schrauben, bei vielen bestellten Teilen waren bereits neue Schrauben dabei. Ich habe rigoros aber auch alle anderen Schrauben bestellt die ich abschrauben werde oder eventuell abschrauben werde.


    Einige Schrauben sind einfach metrisch, viele andere aber speziell von und für Mercedes. Danke da nochmal an Herbert für das bestellen und Versenden der Teile.


    Da einige schrauben gelb, andere blau verzinkt waren und die, die von Mercedes kommen mittlerweile nur noch beschichtet waren habe ich im Vorwege einfach alles zum verzinken gegeben. Sieht besser aus und hält auch länger.


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    Ich hatte zum glück noch eine alte komplette Hinterachse, also gab ich Achsschenkel, Radnaben, Federlenker, Achsrahmen, U-Bügel vom Stabi, Stabi und die U Förmige Halterung um die Kardanwelle hinten zum pulverbeschichten.


    Des weiteren vermutete ich Rost an der Karosserie also besorgte ich noch folgendes:


    - 2k EP Grundierung

    - Nahtabdichtung Streichbar

    - Lack in Novagrau

    - Unterbodenschutz Überlackierbar

    - Hitzebeständigen Lack

    - SVS Scheiben für den Winkelschleifer, Akkuschrauber und Luftschleifer

    - Sowie Isopropanol zum reinigen

  • Die ersten Schritte


    Zuallererst habe ich die Batterie abgeklemmt, da einige Kabelverbindungen getrennt werden müssen.



    Als nächstes kam die komplette Abgasanlage dran ab Krümmer. Ich habe einen 91er W201, hier sitzt die Lambdasonde im Abgaskrümmer.

    In den Baujahren davor sitzt sie direkt vor dem Kat, die Steckverbindung ist im Innenraum Beifahrerseite. Die müsste man dann trennen und das Kabel nach außen legen.

    Also Schrauben vom Hosenrohr ab, sehr behutsam denn die sahen bei mir schon so aus als würden sie sehr gerne abreißen. Ist aber zum Glück keine.


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    Dann noch die Halterung am Getriebe, am Kat, am Mittelschalldämpfer zur Achse hin und am Endschalldämpfer entfernen,


    Danach am besten zu Zweit das Ungetüm ausbauen.


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    Nächster Schritt die Kardanwelle


    Zugegeben, die Kardanwelle muss nicht komplett ausgebaut werden, aber ich befinde mich mit meinem Auto auf einer Bühne. Habe Schlagschrauber und viel Platz. Da dauert es keine 10 Minuten.

    Außerdem habe ich ja auch alles was aus Gummi dran ist neu bestellt, das will ich nun auch verbauen.


    Am Diff hinten sind es drei Schrauben, vorne ebenso und das Mittellager ist mit zwei weiteren befestigt.


    Außerdem gibt es noch den besagten U-Bügel hinten welcher demontiert werden muss und eine weitere Halterung etwas weiter vorne.

    Dafür muss das Hitzeschutzblech über dem Katalysator demontiert werden.


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    Und so sieht dann der bisherige Fortschritt aus:



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    Weiter geht's ...

  • Die nächsten Schritte


    Leider führt der Kraftstoffschlauch vom Tank zum Pumpenpaket unter der Hinterachse hindurch, heißt der Schlauch muss getrennt werden.


    Es ist anzuraten möglichst wenig Kraftstoff im Tank zu haben.

    Ich habe dann den Dicken Schlauch am Pumpenpaket demontiert und den Rest Kraftstoff (Etwa 5 Liter) aufgefangen.

    Den Schlauch habe ich dann mit einer M14? Schraube verschlossen und mit der original Schelle abgedichtet.


    Das ist sehr sehr wichtig, denn sollten später Funken fliegen dürfen dort weder Dämpfe noch Kraftstoff austreten!


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    Dann noch den Druckschlauch nach vorne hin auseinanderschrauben. Das ist Schlüsselweite 17 und 14.


    Vergesst es einfach diese mit Maulschlüsseln öffnen zu wollen. Nehmt Gripzangen um die Verbindung zu lösen.


    Danach kann das Pumpenpaket mit Filter ausgehangen werden.


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    Auch hier habe ich alle Öffnungen sicher verschlossen.

    Weiter geht es am Drehzahlgeber vom ABS welcher im Diff sitzt.

    Meiner Erfahrung nach ist dieser eins mit dem Diff geworden und kommt da nur noch defekt heraus. Nach meinen Informationen ist der selbst mit viel Geld nicht mehr zu beschaffen. Also belasst ihn im Diff und trennt die Steckverbindung unter der Rücksitzbank.



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    Ihr müsst dazu die Sitzfläche und auch die Rückenlehne demontieren da das Kabel noch mit 3 Schellen an der Karosserie befestigt ist. Danach könnt ihr das Kabel nach draußen legen.


    Verschließt das Loch dann mit Klebeband von Innen.

  • Da ich nun eigentlich das gesamte Gewicht welches ein 190er normalerweise von Haus aus besitzt entfernen werde, muss das Fahrzeug gesichert werden, ansonsten würde es im schlimmsten Fall nach vorne kippen.


    Meine Lösung dazu sieht wie folgt aus:


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    Umso dicker die Schraube um so besser, sofern sie dann noch ins Loch der Wagenheberaufnahme passt. Wichtig ist das sie Gewinde besitzt, das verkeilt sich schön im Loch.



    Als nächstes ließ ich das Öl aus dem Differenzial ab, wichtig: Immer zuerst die Einfüllschraube öffnen, kriegt ihr diese gar nicht erst auf, sieht es am Ende schlecht aus wenn ihr die Ablassschraube bereits geöffnet habt.

    Es ist im übrigen Inbus 14.


    Bevor die Hinterachse nun raus kann müssen noch die Stoßdämpfer am Federlenker gelöst werden und der Stabi an der Karosserie. Die Federn hinten können drin bleiben, da ist kaum Vorspannung drauf.


    Wer keine Bühne hat nimmt nun einen stabilen Rangierwagenheber, ich nahm einen Getriebeheber und löste alle 4 Befestigungsschrauben.

    Achtung: Die sind sau fest und mit Gewindekleber versehen.


    Danach hievte ich das Ding mit meinem Kollegen auf eine Palette um sie Mobil zu halten.



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    Weiter geht's im nächsten Post ...

  • Was ich vergas, ist das natürlich noch die Bremssättel entfernt werden müssen und auch die Handbremsseile ausgehakt werden müssen.


    Auf der Rechten Seite ist noch ein Ablaufschlauch welcher durch die Hinterachse geführt wird, diesen auch herausnehmen.



    Und so sieht nun das Zwischenergebnis aus.

    Das Benzinpumpenpaket nahm ich später raus, die Reinfolge ist unwichtig. Für die reine Hinterachsdemontage ist es nicht von Nöten das Paket zu demontieren.


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    Ich demontierte nun noch die beiden Bremssättel mitsamt der Schläuche, auch hier halfen mir die Gripzangen.


    Auch baute ich die Bremsleitungen aus welche nach vorne geht, die sind bei mir rostfrei und super intakt. Ich hatte allerdings angst das ich womöglich mit dem Winkelschleifer später dran kommen könnte.


    Die Kraftstoffrücklaufleitung und die Tankentlüftungsleitung muss man leider hängen lassen, diese haben keine Verbindungsstelle und enden vorne links im Radkasten am Aktivkohlefilter bzw. an der Ansaugbrücke und verlaufen dabei hinter dem Lenkgetriebe.


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    Man sieht sehr gut das der Unterboden extrem dunkel ist. Daraufhin besorgte ich mir auch dunkle Farbe, weil ich annahm das dies der Grundton des Fahrzeugs wäre.


    Eine Reinigung mittels Werkstattreiniger offenbarte dann aber ein anderes Bild:



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    Neben der Gummitülle vom Tank: Links gereinigt, rechts nicht gereinigt.


    Es ist alles Differenzialöl welches unteranderem dafür gesorgt hat das kaum Rost am Unterboden vorhanden ist.


    Morgen geht es weiter :thumbup:

  • Neuer Tag, neues Glück


    Heute wurde der Unterboden im Heckbereich komplett entrostet und geschliffen.


    Anschließend habe ich den Unterboden mit 2K EP grundiert. Das ganze in zwei Gängen.


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    Anschließend habe ich einige besonders sensible Bereiche mit Steinschlagschutz versehen. Quasi auch dort wo vorher bereits Steinschlagschutz war.


    Bild Folgt.



    Während das ganze trocknete bin ich kurzerhand mit den hinteren Bremssätteln, den Antriebswellen und einem Halter zum Sandstrahlen gefahren, da ich auf die Handentrostung keine Lust hatte.


    Anschließend habe ich alles mit 2K EP grundiert und dann Schwarz lackiert.


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    Danach habe ich neue Hinterachsbuchsen in den Rahmen gepresst und die Hohlräume mit Mike Sanders Fett konserviert.


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    Als, für heute letzten Schritt, lackierte ich noch das Differenzial und montierte es am Rahmen.


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    Bis Morgen!

  • Heute wird die Achse komplettiert


    Zunächst habe ich die Hardyscheibe am Differenzial ersetzt. Die alte sah schon ziemlich mitgenommen aus.


    Wichtig hier sei zu erwähnen das die Beschriftung SGF zur Gelenkwelle zeigt.


    SGF = Seite Gelenkwellen Flansch


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    Dann hatte ich mich lange davor gedrückt die Manschetten der Antriebswellen zu ersetzen. Ich hasse diese Arbeit. Aber es hilft ja nichts.


    Es währe Fatal wenn später eine alte Manschette reißt und alles im Fahrbetrieb voll saut.


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    Danach habe ich die Wellen, alle Lenker und die Achsschenkel montiert. Erstmal noch alle Schrauben lose gelassen.

    Sah dann aber schonmal richtig gut aus.


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    Mercedes schreibt dann vor bzw. die Allgemeine Vorschrift sieht vor, lagerbuchsen im eingefädelten Zustand mit Drehmoment festzuziehen.


    Bei einer Raumlenkerachse ist das quasi unmöglich, da hier auch das Bremsblech locker bleiben muss um an alle Schrauben heranzukommen.


    Ich habe dann also die Achse auf dem Werkstattwagen in Nulllage verspannt (Antriebswellen stehen Waagerecht)


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    Anschließend habe ich alle Schrauben festgezogen und montiert.

    Danach kam die Achse auf einer Palette nach draußen wo ich sie dann mit Wachs eingesprüht habe.


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    Und das war Tag 3.

  • Es werde Farbe (oder so ähnlich)


    Heute ging es darum den Unterboden fertig zustellen.


    Nachdem der Unterboden mit 2K EP bereits grundiert ist habe ich dann mit der Farbe „Novagrau“ alles in Farbe gehüllt.


    Es passt recht gut zum Rest des Unterbodens.


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    Anschließend habe ich alle Gewinde nachgeschnitten.


    Die Hinterachsaufnahmen sind M12x1.5 also Feingewinde. Das sollte man beachten. In den gängigen Gewindeschneidsätzen ist nur M12x1.75 enthalten!IMG_0606.jpg


    Als letztes für heute habe ich noch die Bremsleitung, Kraftstoffleitungen und Kraftstoffpumpenpaket montiert.


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    Das war es für heute.

  • Hochzeit


    Letzter Tag und letzte Arbeiten sind zu erledigen.


    Die Achse unter dem Fahrzeug zu montieren war ein Kinderspiel.


    Leider vergaß ich den Stabilisator und musste die Aktion zwei mal machen.


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    Anschließend habe ich den Kraftstofftank wieder befüllt, die Bremse entlüftet und die Feststellbremse eingestellt.


    Der Kraftstofffilter war leider an den Kupferringen undicht, es waren beim Filter keine neuen dabei also nahm ich welche die ähnlich aussahen. Naja ich fuhr fix in die nahegelegene Niederlassung und kaufte für 2€ die richtigen Dichtringe.


    Zu guter letzt wachste ich noch die Achse und den Unterboden in dem Bereich ein.


    Genommen habe ich dafür K-Line permanent Wachs, das ist transparent.

  • Morgen kann ich hoffentlich eine Probefahrt durchführen, heute war das Wetter zu schlecht und das Wachs war noch nicht ausgetrocknet.


    Mir viel noch auf das man in der Vergangenheit wohl eine Feder ersetzt hat. Wer macht denn sowas …


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    Rechts original, links Zubehör und neuer.


    Außerdem entdeckte ich am Diff eine kleine Plakette die bescheinigt das es sich dabei um ein Original Austauschteil handelt.


    Das erklärt vielleicht war das Diff noch so schön leise ist und kaum Rost hatte.


    Leicht ölen tut es aber trotzdem, aber das lasse ich und Wisch es hin und wieder mal ab.



    Viel Spaß beim lesen.

  • Ich habe das mal korrigiert, teilweise habe ich die Beiträge mit dem Smartphone verfasst, das spielt einem aber manchmal Streiche.


    Den Beitrag wird es vielleicht im nächsten Boten zu lesen geben. Mal sehen ;)