Ein sehr heikles Thema, da unweigerlich alle Varianten von Standpunkten aufeinanderprallen.
Da ist es kaum möglich, irgendein Fettnäpfchen auszulassen.
Prinzipiell bin ich für ein Tempolimit, wer sich mal richtig mit seinem Auto austoben will, nimmt besser ein paar Euro in die Hand und beackert die Nordschleife, ohne damit andere zu gefährden.
Aus eigener Erfahrung (im wahrsten Sinne des Wortes) mit reichlich abgespulten km kenne ich beide Perspektiven sehr gut.
Ich bin selbst mal 1/2 Jahr lang 560 km one way jedes Wochenende gependelt und habe das in der Spitze mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 140 km/h geschafft, ist allerdings schon über 20 Jahre her. Und es war Sonntag Nachmittag ohne LKW´s bei gutem Wetter. Da bin ich, wo es ging mit dem Fuß in der Ölwanne gefahren. Das war auch ziemlich entspannt, weil kaum Verkehr war. Freitags wieder nach Hause dann 2h länger und deutlich stressiger.
Das dürfte bei dem heutigen deutlich dichteren Verkehr nicht mehr möglich sein, ungeachtet irgendwelcher Tempolimits.
Natürlich kann ich verstehen, wer beruflich viele km fahren muss und seine Zeit nicht auf der Bahn vertrödeln will.
Allerdings sind die meisten eher auf Pendelfahrten unterwegs, wo eine nenneswerte Zeitersparnis nicht rauszuholen ist.
Ich habe eine einfache Strecke von 54 km, wovon 52 reine Autobahn sind.Davon ist ein 27 km langer Streckenabschnitt am Anfang ohne Limit. Selbst wenn ich statt 120 160 fahren würde, macht das keine 5min, zumal auf dem Hinweg der Motor erstmal warmgefahren werden muss. Fahre ich statt 120 nur 100 (was beim "Preisschock" vor knapp 2 Jahren ein Mitschwimmen im Verkehr war) verliere ich keine 5 Minuten, spare aber deutlich an der Tanke.
Wenn ich dann mal flotter nach Hause fahren will, um den Motor mal frei zu brennen, gelingt das aufgrund der Verkehrslage äußerst selten bis gar nicht und kostet außer Sprit, Reifen und Bremsen nur Nerven, weil man ständig den Anker werfen muss.
Somit ist eine konstante Geschwindigkeit (meist 120 Tempomat) die entspannteste Variante. Und puncto nachlassende Konzentration bei geringerem Tempo kann ich nur sagen, das viel Aufmerksamkeit notwendig ist, andere Verkehrsteilnehmer zu beobachten und deren Dummheit einzukalkulieren.
Und im Ausland? Nun in UK, wo wir bisher ein knappes Dutzend Urlaube verbracht haben, ist es total entspannt. Dort sind die 60 mph auf den Landstraßen gleichauf mit unseren 100 km/h und die 70 mph on motorways sind 113 km/h. Wenn man dann den Tempomat auf 120 einstellt, schwimmt man entspannt im Verkehr und alles ist gut. Schneller sollte man zumindest als Ausländer nicht riskieren, da gefühlt alle 500 Meter stationär kontrolliert wird.
Man ist damit auch kein Verkehrshindernis und wenn dann jemand hinter einem ist, der schneller fahren will, wartet dieser ohne zu drängeln, bis man Platz machen kann und nötigt einen nicht, schneller zu fahren. Den Speckgürtel um London herum mal ausgenommen, ein paar Unbelehrbare gibt es überall, waren aber auch dort die Ausnahme.
Die meisten, wenn nicht alle englischen Motorways sind allerdings dreispurig und die A-roads (Hauptlandstraßen) sind zweispurig, was das Ganze deutlich enstpannter macht.
Wie schon erwähnt, ist Deutschland Transitland Nummer eins in Europa und somit mit erheblich mehr Verkehr belastet als jedes andere Land.
Zudem kommt die Unsitte der LKW-Fahrer hinzu, andere LKW´s zu überholen, was generell in D nicht erlaubt ist, sofern man sich an die StVO hält. Wir haben ja alle mal gelernt, eine Überholvorgang zügig durchzuführen, was eine deutlich höhere Geschwindigkeit vorraussetzt. Diese ist bei LKW´s fast nie gegeben.
Würden sich alle daran halten (auch an ihrem Tempolimit), auch die PKW-Fahrer, dann gäbe es kaum noch den Ziehharmonikaeffekt, der die Staus aus dem Nichts generiert.
Mag sein, das jetzt viele LKW Fahrer aufschreien, weil es öde ist, stundenlang auf den gleichen Auflieger zu starren, aber das ist nunmal leider Teil des Jobs.
Eine weitere Unsitte einiger Schnellfahrer ist es, mit 180 über die linke Spur zu fliegen (was erstmal soweit OK ist), um dann einen rechts auszubremsen, damit sie noch ihre Aufahrt erwischen.
Aber solch geartete Situationen gibt es zu Hauf und erhitzt hier nur noch zusätzlich die Gemüter.