Optik / Haptik
Ich tat mich mit dem Außendesign der BR 207 immer schwer. Insbesondere der VorMopf mit seinem eckigen Vieraugengesicht und der spitz zulaufenden Front hat mir nie gefallen. Zu zerklüftet, zu unruhig. Da ist der 209er nach meinem Geschmack viel geradliniger und zeitloser. Ab Mopf ist die Front zwar immer noch spitz zulaufend, aber die Scheinwerfer bringen etwas Ruhe und "Fluss" in die Ansicht. Also gefällt mir der Mopf eigentlich ganz gut, allerdings finde ich die "Lufteinlässe", (bei dem 200er waren sie noch nicht mal offen) in der Frontschürze etwas albern, da sie gewollt und nicht gekonnt Sportlichkeit darstellen sollen und erst recht mit dem AMG-Sport-Paket-Exterieur aberwitzig riesig sind. Also, wirklich angetan war ich vom 207er bisher nicht. Als er dann aber in der Sonne, grade in der Farbkombi weiß mit schwarzem Dach und den grauen 18 Zöllern (wären die jetzt auch noch schwarz gewesen, fänd ich's zu prollig) so vor mir stand, gefiel er mir immer besser:
IMG_20151127_135303.jpgIMG_20151127_135319.jpgw201-ev.de/forum/wcf/attachment/12182/IMG_20151127_135344.jpgIMG_20151127_135451.jpgIMG_20151127_135747.jpgIMG_20151127_135808.jpgIMG_20151127_135842.jpgIMG_20151127_140008.jpgIMG_20151127_135451.jpg
Das Heck gefällt mir seit der Mopf sehr gut, ich mag die Rückleuchten und die trapezförmigen Auspuffblenden. Jut, die Antenne auf'm Heckdeckel hätte man auch weglassen können, aber egal 
Innen gefiel mir der Wagen schon vor der Mopf grundsätzlich, wobei seit der Mopf die Knöpfe und Tasten hochwertiger wirken. Die Verarbeitungsqualität ist nicht zu beanstanden, vor allem fühlen sich die Kunststoffe auch jenseits des ersten Augenblicks zum Beispiel am Mitteltunnel vernünftig an. Beim 4er BMW zum Beispiel, sind die Materialien nur dort hochwertig, wo das Auge des Durchschnittskunden am ehesten hinfällt, schaut und fühlt man dann jedoch mal gründlicher, ist es arg billig. Empfand ich beim Daimler nicht so extrem. Das KI ist sehr hübsch und das Lenkrad fasst sich genauso gut an, wie es aussieht
Auch das Öffnen (vor allem von außen) und Schließen der Türen fühlt sich satter an als bei BMW. Das Leder der Sitze machte ebenfalls einen ordentlichen Eindruck, wie die Sitze selbst auch, die für mich sehr gut passten und außreichend Seitenhalt bieten, obwohl man die Wangen nicht verstellen kann. Die Sitzposition ist schön umschlossen und ohne eingeengt zu wirken. Der Zustieg nach hinten ist konzeptbedingt etwas mühsam, die Platzverhältnisse aber okay, einzig die Kopffreiheit bei geschlossenem Verdeck ist eher begrenzt - selbiges gilt für die Sicht nach hinten.
Während die Mittelschaltung zunächst "fehlt", da die Hand nen Platz zum Ablegen sucht, stellt sich die Lenkradschaltung im Alltag als praktisch heraus. Es ist zwar theoretisch ungewohnt, aber praktisch eben sehr nützlich. Beim Rangieren hat man die Hände eh bereits am Lenkrad und durch shift by wire, muss man beim Parken noch nicht mal mehr selber "P" einlegen. Einfach Motor aus, Schlüssel abziehen oder Tür öffnen und die Parksperre wird automatisch betätigt.
Blödsinn dagegen ist der Tausch der Lenkstockhebel von Tempomat und Blinker. Nicht nur, dass es optisch seit ~ 40 Jahren Schlüsselreiz beim Daimler war, dass oben der kleine Tempomathebel sitzt und unten der fette Kombihebel, nein, es verwirrt auch. Man kann den Tempomathebel nicht mehr sehen und da BMW bei einigen BR ebenfalls an dieser Stelle einen Lenkstockhebel für'n Tempomaten verbaut, dieser aber eine konträre Bedienlogik hat (rauf/runter heißt dort "off" und Wegdrücken aktivieren) bin ich einige Male durcheinander gekommen, was mir beim 211er nicht passiert.
Während ich geschlossen noch die Ruhe im Innenraum lobte, fiel mir offen ein paar mal ein Geräusch an der Stelle auf, wo links die vordere und hintere Seitenscheibe aufeinander treffen. Außerdem machten putzigerweise die Wipptasten der Klima ganz leise Vibrationsgeräusche 
Fahr'n! Motor, Getriebe, Fahrwerk
Während in dem S 204 meiner Tante noch der M 271 werkelt, war diesmal schon der M 274 an Bord. Klar, mehr geht immer und bezüglich Sound is grade beim Offenfahren natürlich mindestens ein Sexzylinder angebracht, aber EIGENTLICH reicht der kleene 200er mit seinen 184 PS im Alltag voll aus. Man ist keinesfalls langsam und kann auch auf der Autobahn gut mitschwimmen, wenngleich er sich ab 180 km/h dann doch etwas müht - das' aber letztlich beim 280 CDI von Vadders E-Tonne auch nicht anders.
Während der M 271 auch als Turbo noch fröhlich hell surrt, klingt der M 274 typisch Vierzylinder nach Staubsauger. Den Turbo hört man nicht. Beim Offenfahren und hochdrehen ist der Sound einfach
Geschlossen im Alltag ist der Motor zum Glück so leise, dass man ihn innen gar nicht wahrnimmt und somit sich nicht gestört fühlt, was beim 4er BMW nicht so ist und da umso schmerzlicher, erinnert man sich doch, dass früher schon der 320i nen Reihensexer war...
Neben der Soundkomponente ist ein anderer Aspekt die zügige Kurvenhatz schmälernd - das Getriebe! Während die 7G-Tronic PLUS im ECO-/Standardmodus gewohnt perfekt und unmerklich ihren Dienst verrichtet und sogar wieder im ersten Gang anfährt, hammse den Sportmodus i-wie verkackt. Denn das Schaltverhalten ist bis auf späteres Hochschalten beim Anfahren praktisch gar nicht anders als im ECO-Modus. Anstatt schon beim Anbremsen einer Kurve zurück zu schalten und somit dem kleinen Motor die benötigte Drehzahl zuzugestehen, muss man im Kurvenausgang das Getriebe erst mal per vehementem Gaspedalbefehl dazu überreden, doch bitte zurückzuschalten und das wird einem dann auch noch mit ner beachtlichen Gedenksekunde gedankt. Ist man endlich im niedrigen Gang und dreht schön hoch, legt sich das Getriebe gleich wieder schlafen und schaltet bereits beim kleinsten Gaspedallupfer teilweise mehrere (!) Gänge hoch, sodass man vor der nächsten Kurve wieder bei 2.000 oder weniger rpm rumdümpelt
Man muss also unnötig häufig mit der Methode "Bodenblech" arbeiten und kommt so gefühlt nich aus'm Quark, obwohl die Beschleunigung an sich in Ordnung ist. Dieses Getriebeverhalten hat mich doch verwundert, denn die "alte" 7G im 211er is da wesentlich flexibler und richtet sich auf nen "scharfen" Gasfuß ein...
Umso besser gefielen mir dagegen Fahrwerk und Lenkung. Von BMW bereits bekannt und beim 207er mittlerweile sogar Serie, die Direktlenkung mit variabler Übersetzung. Funktioniert prima. Beim Rangieren mit 3/4 Lenkradumdrehungen vollen Lenkeinschlag und bei der Kurvenhatz lassen sich die Kurven schön anpeilen. Außerdem fehlt die ansonsten beim Daimler bekannte "Indifferenz" um die Mittellage ohne dabei nervös zu wirken. Mit dem Sportfahrwerk lag das Cabrio satt und straff auf der Straße sodass man gut Rückmeldung bekam ohne dabei unbequem die Stöße hart und ungedämpft weiterzureichen.
Die Verzögerungsleistung der Bremse war nicht zu beanstanden, allerdings war das Pedalgefühl arg weich. Während beim S 204 Mopf schon bei kurzem Pedalweg die Bremse "bissig" agierte, hatte ich beim 207er das Gefühl ohne Rückmeldung, dafür aber mit recht langem Pedalweg inne Bremse zu treten..